Mythos Espressokocher
Dec 11, 2019
Herdkanne, Espressokocher, Mokakanne, Bialetti,... – So ein Ding für den Herd. Zum Espresso machen.
Wir müssen dich leider enttäuschen. Das was aus diesem Ding für den Herd rauskommt, ist kein Espresso.
Strenggenommen ist es einfach „nur“ Filterkaffee. Zubereitet mit einem "Metallfilter" und auf dem Herd.
Mehr nicht.
Echten Espresso erhält man durch eine spezielle Zubereitungsmethode, bei der Wasser mit einem Wasserdruck von neun bar durch einen Metallzylinder mit Sieb gepresst wird, in dem sich das Kaffeemehl befindet. Durch den hohen Druck werden mit kurzer Kontaktzeit und wenig Wasser viele wasserlösliche Teilchen des Kaffeemehls gelöst. Man erhält ein Kaffee-Konzentrat, den Espresso. Ebenfalls charakteristisch für einen echten Espresso ist seine feste Schaumschicht, die Crema. Diese entsteht ebenfalls durch den hohen Druck.
Der Espressokocher oder die Herdkanne, kommen maximal auf 1,5 bar. Viel zu wenig also, um einen echten Espresso inklusive Crema hervorzubringen. Das liegt daran, dass die Herdkannen nach einem anderen Prinzip funktionieren:
Das Wasser im Kannenunterteil oder „Kessel“ wird erhitzt und verdampft. Der Druck erhöht sich und durch ein Steigrohr drückt sich das Wasser. Am Ende des Rohres ist die Kammer in der sich das Kaffeemehl befindet. Das Wasser steigt weiter auf und drückt sich auch durch das Kaffeemehl. Dabei wird es von einem Metallsieb gefiltert. Dieses eher grobe Sieb hält das Kaffeemehl zurück und lässt das Wasser durch, welches weiter aufsteigt. Oben sieht man dann wie der Kaffee herausläuft. Quasi wie Filterkaffee, nur dass das Wasser nicht von oben durchläuft, sondern von unten durchgedrückt wird.
Was den Kaffee aus der Herdkanne dennoch vom klassischen Filterkaffee unterscheidet, ist die Konzentration. Sie ist meist etwas höher – ca. zwei bis vier Prozent gelöste Teilchen - wodurch der Kaffee stärker ist. Espresso besitzt ca. sieben bis zehn Prozent.
Ebenfalls zu Verwirrung führen kann die Bezeichnung der Herdkanne als „Mokka“-Kanne. Dies hat aber nichts mit der türkisch, griechisch oder arabischen Zubereitungsmethode von Kaffee als „Mokka“ zu tun, bei der das Kaffeepulver in einem Ibrik direkt aufgebrüht und aufgekocht wird. Moka Express war der Name, den Alfonso Bialetti seiner Erfindung gab, nachdem er die erste Herdkanne entwickelt hatte. Umgangssprachlich wird die Herdkanne daher häufig auch als Mokakanne bezeichnet.
Der Name leitet sich davon ab, dass die Kannengröße dadurch angegeben wird, wie viele Mokkatassen ( ca. 50ml ) mit einer Füllung maximal zubereitet werden können.
Nochmal kurz zusammengefasst: Mit der Herdkanne kann man keinen Espresso zubereiten, da sie zu wenig Druck erzeugt. Es handelt sich um Filterkaffee mit einem leicht höheren Anteil an gelösten Teilchen – ca. zwei bis vier Prozent Kaffeeteilchen. Nicht dasselbe wie Espresso also, der ca. sieben bis zehn Prozent hat. Dennoch ist der Kaffee mindestens genauso lecker, natürlich nur mit der richtigen Bohne versteht sich!
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